Zu Gast bei HeartBeat Holistic Coaching – Schnuppern beim Seminar für Führungskräfte
Das Tolle an meiner Arbeit: hinter jedem Auftrag steckt ein Produkt, eine Dienstleistung, ein Unternehmen mit dessen Geschichte, Besonderheiten und „Unique Selling Point“, ich mich über einen gewissen Zeitraum sehr intensiv beschäftigen darf.
Neulich erreichte mich eine Anfrage der besonderen Art. Fridolin Stülpnagel und Katja Harzheim von „HeartBeat Holistic Coaching“ bieten Coaching für Unternehmen, Paare und Einzelpersonen an.
Soweit, so bekannt. Besonders sind
allerdings ihre vierbeinigen Coaching Assistenten, denn es sind Pferde.
Nun ist mein Verhältnis zu Pferden bislang respektvoll-distanziert. Das Wort Hochachtung trifft es in diesem Fall vielleicht auch sehr gut. Von Weitem nett anzuschauen, aber mein Bedürfnis, ihnen jenseits eines sicheren Zauns näher zu kommen, sie gar zu reiten, ist nicht existent. Schon in der Grundschule war ich eher "3 Fragezeichen" als "Hanni und Nanni".
Und trotzdem: was mir Katja und Fridolin über die Arbeit mit Pferden und Menschen erzählen, macht mich neugierig. Es geht nicht um Zuckerbrot und Peitsche, sondern um Energie und Haltung. Um authentische Führung und das Aufzeigen und Wahren von Grenzen. Und, und, und... Ich habe das Zuckerchen, das sie mir hingehalten haben, längst geschluckt. Dennoch erbitte ich mir einen konkreteren Einblick in ihre Arbeit, ehe ich den Auftrag annehme. Sie laden mich zu einem Seminar für Führungskräfte ein.
Thema: Potenziale erkennen und fördern.
Und so hatte ich letzte Woche einen Kundentermin auf dem Sonnenhof in Steinmauern, um die Arbeit mit Pferden und Seminarteilnehmern zu beobachten. Und das nicht irgendwo am sicheren Rand, sondern gleich mitten unter ihnen. Barfuß zwischen riesigen Pferden, motivierten und theoriegenährten Teilnehmern und einem gut gelaunten Coaching Paar nebst Mitarbeiterin.
Fridolin Stülpnagel führte die erste Aufgabe vor. Mensch in der Mitte, das Pferd soll im Kreis um diesen herum an der Lounge geführt werden. Das wirkte so einfach und locker, dass ich mich allen Ernstes fragte, ob man nicht besser mit der nächsten Schwierigkeitsstufe eingestiegen wäre. Doch was sich mit dieser einen Übung offenbarte, war mehr als eindrücklich.
Pferde sind bekanntermaßen Fluchttiere und leben im Herdenverbund. Diese Herde funktioniert nur unter einer starken und vertrauenswürdigen Führung. Für ein Pferd ist es also entscheidend, wer die Zügel in der Hand hält. Und damit ist der Sinn dieser Übung in all seinen Facetten bereits erklärt.
Um es kurz zu machen: Alle drei Pferde zeigten erst einmal wenig Interesse, sich auch nur einen Huf breit zu bewegen. In keine Richtung. Sie standen und schauten in das ratlose Gesicht ihres temporären Leittieres. Das Spannende war nun zu beobachten, mit welchen Mitteln und Methoden diese versuchten, die Pferde von ihren Führungsqualitäten zu überzeugen. Ich lerne schnell: einfach nur nett sein, lockt keines der drei. Frustriertes auf den Boden stampfen und verbale Kommunikation ebenso wenig.
Pferde reagieren auf Haltung und klare Signale, die nicht zu diskutieren sind, und vor allem vom Halter nicht in Frage gestellt werden. Was zählt, ist Authentizität. Ein Pferd kann es sich nicht erlauben, einer unsicheren Führung zu vertrauen.
Ich bin erstaunt und tief beeindruckt, wie klar und vor allem wie schnell sich zeigt, welche Führungspersönlichkeit am anderen Ende der Lounge versucht, zu überzeugen. Obwohl ich keinerlei Erfahrung mit Pferden habe, sehe und erkenne ich, was passiert. Denn Pferde wollen nicht gefallen. Sie reagieren lediglich auf die Stärken und Schwächen ihres Gegenübers – gnadenlos direkt und unmissverständlich. Jeder noch so subtile Täusch